Closing Ceremony - see you next year

Markus Beckedahl, Andreas Gebhard, Tanja Haeusler, Johnny Haeusler

    

Instaball – Likes statt Tore

Clemens Kommerell, Jakob Fuchs

Über Profifußballer lässt sich fast alles im Internet finden: Auf der einen Seite stehen Leistungsdaten wie Tore, gelaufene Kilometer und erfolgreiche Pässe sowie Informationen über Vertragslaufzeit, Spielerberater und Jugendvereine. Auf der anderen Seite steht die Präsenz in sozialen Medien, wo die Profis mitunter freizügig Einblicke in ihr Privatleben geben, sei es das neue Auto oder der Urlaub mit Teamkollegen. Dabei sticht insbesondere Instagram hervor: Über 90 % der Fußballer der Bundesliga pflegen einen persönlichen Instagram-Account, mit dem sie im Schnitt 31 Kollegen aus der ersten deutschen Spielklasse folgen.
Auch von Vereinsseite spielen soziale Medien mittlerweile eine wichtige Rolle: Im Jahr 2015 kaufte der VfL Wolfsburg für geschätzte 750.000 € Zhang Xizhe von Beijing Guoan, einem international unbedeutenden chinesischen Verein. Er absolvierte kein einziges Spiel für die Wolfsburger und verließ den Verein bereits nach einem halben Jahr. Dennoch hat der Verein nun Millionen Follower in den chinesischen sozialen Medien, obwohl er sportlich kaum auf internationaler Bühne präsent ist.
Was wäre, wenn zwei Menschen gerade ein Jahr damit verbracht hätten, die Datensilos aus persönlichen Social-Media-Aktivitäten und Leistungsdaten zu aggregieren, zu fusionieren und auszuwerten? Welche Interessen zeigen die Spieler, wann und wozu posten sie, und wie sind sie miteinander vernetzt? Bestehen Zusammenhänge zwischen stärkerer Vernetzung in den sozialen Medien und der Leistung auf dem Platz? Erkennen wir durch Instagram die interne Mannschaftshierarchie, die Identitätsfiguren und Hidden Champions der Liga? Wer ist auf Instagram stärker als auf dem Platz und somit ein Instaballer? Welche Verbindungen zwischen Spielern sind logisch, und welche bieten Anlass zu Spekulationen? Können wir Transfers vorhersagen?

Angela Merkel ist Hitlers Tochter!1!! Wie wir im Land der Verschwörungstheorien den Verstand verloren haben

Christian Schiffer, Christian Alt

Klar, wir haben alle Akte X geliebt, saßen gebannt vor Oliver Stones JFK und hingen Erich von Däneken an den Lippen, wenn der auf RTL erklärte, die Pyramiden wäre in Wirklichkeit von Außerirdischen hochgezogen worden. Wir glauben nicht jeden Blödsinn und schaue gerne hinter die Dinge. Und es stimmt ja auch: Die Totalüberwachung der digitalen Welt ist keine Verschwörungstheorien, genau so wenig wie das Spionagenetzwerk Echelon eine Verschwörungstheorie war. Und doch leben wir in einer Zeit, in der wilde Theorien die Gesellschaft unter Stress setzten und oft genug auch Menschenleben kosten. Im Herbst 2016 tötet ein sogenannter Reichbürger in Georgensgmünd einen Polizisten, Masernerkrankungen steigen, weil sich Menschen nicht mehr impfen wollen und im weißen Haus sitzt ein Mann, der seinen politischen Aufstieg maßgeblich der Bullshit-Theorie verdank, Barack Obama sei gar kein Amerikaner.
Verschwörungstheorien kursieren auf Youtube, Facebook, Whatsapp & Co., sie werden geglaubt und weiterverbreitet, sind bisweilen sogar zu einem großen Geschäft geworden. Für ihr Buch „Angela Merkel ist Hitlers Tochter -  im Land der Verschwörungstheorien“ [https://netzpolitik.org/2018/rezension-angela-merkel-ist-hitlers-tochter-im-land-der-verschwoerungstheorien/] haben sich die beiden BR-Journalisten Christian Alt und Christian Schiffer tief in den Verschwörungssumpf begeben, Verschwörungstheoretiker getroffen, die populärsten Verschwörungsmythen aufgedröselt und versucht zu erklären, warum wir so gerne an Verschwörungstheorien glauben.  
Auf der Re:Publica erzählen sie von ihren Recherchen und erläutern, wie man dem Verschwörungswahn Einhalt gebieten kann, ohne das kritische Denken aufzugeben.

Tinder die Stadt: Retten wir die lokale Öffentlichkeit gemeinsam

Katharina Heitmann, Adrian Roeske

Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt „Tinder die Stadt“ erforschen wir die Krise der Stadtgemeinschaft aus kommunikations- und medienwissenschaftlicher Sicht und identifizieren ihre Ursachen und Folgen. So lernen wir, warum bisherige Versuche, die lokale Öffentlichkeit zu stärken, nicht erfolgreich waren und welche Medien(-inhalte) die Stadtgemeinschaft stattdessen bräuchte. Was wir dabei im Kleinen beobachten, soll helfen, das Auseinanderdriften der Gesellschaft im Großen zu verstehen.
Doch Verstehen reicht uns nicht. Wir wollen etwas ändern! Ausgehend von unserer Forschung haben wir uns mit Vereinen, Initiativen und Bewegungen, Lokalmedien, Gemeinden, Verwaltung, Politik sowie Bürger*innen auf den Weg gemacht, um in einem partizipativen, co-kreativen Prozess eine Lösung zu entwickeln.
(Digitale) Medien spielen eine Doppelrolle: Zum einen sind sie Teil des Problems, wenn etwa individualisierte Mediennutzung, nicht mehr zeitgemäße lokale Medienangebote und eine ‚tl;dr-Mentalität‘ die öffentliche Debatte und Teilhabe im Lokalen behindern und Gräben vertiefen. Medien können aber auch Teil der Lösung sein.
In unserem Workshop möchten wir gemeinsam mit Euch Lokaljournalismus gänzlich neu denken: Wie müssen lokale Medien und deren Inhalte aussehen, welche wiederum lokale Gemeinschaften nachhaltig stärken und sich gleichzeitig in der digitalen Welt etablieren lassen? Und welche Rolle kann und sollte die Stadtgemeinschaft selbst bei der Entwicklung neuer Formate spielen? Ist Partizipation der Schlüssel zum Erfolg oder normatives Wunschdenken? Lässt sich Partizipation überhaupt verordnen?
Methodisch wollen wir im Workshop auf eine Citizens' Jury zurückgreifen bzw. diese inszenieren und somit einen lokalpolitischen Ansatz wählen, um die Fragen mit bis zu 24 Personen kreativ zu durchdenken und so gemeinsam herausfinden, was nötig und möglich ist, um einen zusammenhaltsfördernden Lokaljournalismus nachhaltig zu ermöglichen.

Wie weiter mit der Datenpolitik?

Ingo Dachwitz, Christiane Wendehorst, Christiane Woopen

Datenschutzgrundverordnung, Cambridge Analytica, Daten-für-alle-Gesetz: Die Datenpolitik ist eines der umstrittensten netzpolitischen Themen unserer Zeit, denn der Widerspruch zwischen dem Grundrecht auf Datenschutz und dem Drang, ökonomisches Potenzial aus Daten zu schöpfen, scheint unauflösbar. Prof. Dr. Christiane Wendehorst und Prof. Dr. Christiane Woopen leiten die Datenethikkommission der Bundesregierung. Bis Ende 2019 wollen sie und 14 weitere kluge Köpfe der Bundesregierung Vorschläge machen, wie sie ihre Datenpolitik ausrichten sollte. In einem Interview mit ausführlicher Q&A-Session geben die beiden Vorsitzenden Einblick in Themen, Positionen und Kontroversen der Datenethikkommission.